Gastbloggerin Susanne Hausdorf: Wie öko ist Bayern?

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Die Bloggerin Susanne Hausdorf berichtet heuer regelmäßig über die Bio-Erlebnistage 2018. Auf ihrem Blog ichlebejetzt.com und auf bioerlebnistage.de schildert sie persönliche Eindrücke über die Veranstaltungsreihe.

 

Im September bin ich für die Bio-Erlebnistage in Bayern unterwegs. Vorher möchte ich wissen, wie Öko-Landbau in Bayern aussieht.
Eine Frage, der ich nachgehen möchte ist: Kommen Bio-Kartoffeln, -Tomaten oder -Geflügel aus bestimmten Ecken des Landes oder gibt es keine regionalen Unterschiede im Anbau? Und kann die Nachfrage nach Biolebensmitteln aus regionalen Erzeugnissen gedeckt werden?

Der Öko-Landbau in Bayern: So sieht er aus

Die Nachfrage nach ökologisch angebauten Lebensmittel steigt stark und ist zum jetzigen Zeitpunkt nicht durch regionale Produkte zu decken. 
Die Zahl der Bio-Betriebe ist in den letzten Jahren beständig gewachsen. Aktuell zählen wir hier in Bayern 9400 ökologisch bewirtschaftete Landwirtschaftsbetriebe. Im südlichsten deutschen Bundesland werden Flächen von über 320.000 Hektar nach den Vorgaben des ökologischen Landbaus bewirtschaftet [Quelle: LVÖ]. Laut Bayerischer Staatsregierung sind damit ein Drittel aller deutschen Biobetriebe in Bayern. 

Schaut man sich die einzelnen Regionen in Bayern an, stellt man schnell fest, daß kein Bezirk in Bayern speziell ein Produkt erzeugt. Es gibt also im größeren Sinn keine „Geflügel“- oder „Kartoffelregion“. Dies ist zwei Dingen geschuldet: Zum einen der klimatischen Unterschiede innerhalb der bayerischen Regionen. Am Beispiel Oberfranken gut zu demonstrieren: Wenn in Hof, ganz im Norden der Region noch Schnee liegt, kann in Bamberg im Süden längst Frühling sein. In den Alpen sind die unterschiedliche Höhenlagen noch deutlicher erkennbar.
Im Idealfall wirtschaftet ein Biohof auch in einem geschlossenen Kreislauf. Um es vereinfacht auszudrücken: Die Tiere machen auf dem Hof Mist, der wird zur Düngung aufs Feld ausgebracht und ein Teil der Ernte wird wieder zu Tierfutter. Deshalb sind Bio-Betriebe – vor allem die, die einem Verband angehören – nur selten auf ein einziges Produkt spezialisiert. 

Die bayerischen Öko-Modellregionen

Ein Baustein der Initiative BioRegio Bayern 2020 der Bayerischen Staatsregierung sind die Öko-Modellregionen. Um stattlich anerkannte Öko-Modellregion zu werden, müssen sich Gemeindeverbünde, die ihre Erfahrungen und ihr Wissen in Bezug auf ökologischen Landbau weitergeben wollen, beim Bayerischen Landwirtschaftsministerium bewerben.
Das Programm möchte einerseits innovative Ideen fördern und andererseits zu neuen Wegen und Initiativen anregen. 

Fotos: Daniel Delang, © BZA/www.oekomodellregionen.bayern.
Schafe auf einer Wiese in den Bergen. Fotos: Daniel Delang, © BZA/www.oekomodellregionen.bayern.

 

Die Menschen, die in den Öko-Modellregionen etwas bewirken

Aktuell gibt es zwölf Öko-Modellregionen mit völlig unterschiedlichen Projekten. Die Modellregionen sind über das ganze Bundesland Bayern verteilt:

 

Im neuen Video zu den Öko-Modellregionen sagt Hans Reichel, Biobauer aus dem Isental, der eine Kooperation mit dem ortsansässigen Müslihersteller Barnhouse eingegangen ist, den Satz [ab7:07]:


„Es geht um viel mehr als ums Geld […] es hat was damit zu tun, daß wir gemeinsam an etwas glauben, an einer besseren Zukunft arbeiten.“


 

 

 

Und das trifft meiner Meinung nach den Kern einer nachhaltigen Lebensweise und zeigt das unabdingbare Miteinander von bio und regional.
Spannend sind die Projekte, die in den einzelnen Regionen begonnen wurden. Noch spannender finde ich die Geschichten der Menschen, die sich die Projekte ausgedacht haben und dafür brennen. Ich habe mir exemplarisch ein paar ausgesucht, die ich hier vorstellen möchte:

Fotos: Daniel Delang, ©BZA/www.oekomodellregionen.bayern
Fotos: Daniel Delang, ©BZA/www.oekomodellregionen.bayern

Eberhard Räder: Kreislaufwirtschaft 2.0

Eberhard Räder hat für seinen Hof viele weitreichende Entscheidungen getroffen. Zunächst züchtet er Schweine auf seinem Hof. In einem Stall, in dem die Muttersäue mit den Ferkeln zusammenleben. Ohne die aus der Massentierhaltung bekannten Spaltböden. Sie haben Ausgang ins Freie und Futter und Ruhebereiche sind voneinander abgetrennt. Die Schweine haben eine Außentoilette, weshalb es im Stall kein bißchen stinkt. Außerdem verfügt sein Betrieb über rund 200 ha Ackerfläche, auf der er Futter für die Schweine anbaut. Stroh und Kleegras, das er erntet, kommt zusammen mit dem Schweinemist in die hofeigene Biogasanlage. Die Reste aus der Gärung werden zur Düngung der Felder verwendet. Die Abwärme des Blockheizkraftwerkes fließt in die Gemeinde, um öffentliche Gebäude zu heizen.
Die perfekte Kreislaufwirtschaft.

 

 

 


 

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Fotos: Daniel Delang, ©BZA/www.oekomodellregionen.bayern

Annette Seehaus-Arnold: Vom unschätzbaren Wert der Biene 

Annette Seehaus-Arnold ist Imkerin und weiß um die Bedeutung der Bienen für die Menschheit. Nicht erst seit dem Bestseller Die Geschichte der Bienen wissen wir, wie wichtig Bienen für den Nahrungskreislauf sind.

Doch die Bienen sind weltweit durch die Varroa-Milbe und den übermäßigen Einsatz von Pestiziden bedroht.

Mit der Initiative „Bienen machen Schule“ bringt Annette Seehaus-Arnold interessierten Schülern das Imkern bei und fördert dadurch den Nachwuchs.
Zusätzlich arbeitet sie bei der Suche nach Lösungen für den Schutz der Bienen mit und fordert mehr „Diversität in der Ackerfruchtfolge, Blühstreifen und Blumenwiesen, [denn es] sind erreichbare Ziele.“ 

 

 

 


 

Fotos: Daniel Delang, © BZA/www.oekomodellregionen.bayern
Fotos: Daniel Delang, © BZA/www.oekomodellregionen.bayern

Yvonne Liebl: „Esspedition“ und Genussküche

Yvonne Liebel möchte Ökolandbau und den nachhaltigen Konsum konkret mit neuen Ideen in ihrer Region fördern. Die Idee ist es, Menschen zu erreichen, die keine klassischen Kunden im heimischen Dorfladen sind. Und dabei den Vertriebsaufwand für Landwirte möglichst gering zu halten.
So entwickelte die Ernährungsberaterin eine Biogenusskiste mitsamt selbst kreierter und erprobter Rezepturen und Produkten aus ihrer Region entwickelt, die sie versendet. „Die Kiste ist ein wertvoller Beitrag zum Stärken kleiner, lokaler Lebensmittelmanufakturen. Die Rezepte und die durchdachte Zusammenstellung machen es leicht, daheim ein regionales Genussmenü zu kochen, um örtliche Frischware ergänzt.“ Ihre Hoffnung liegt darin, die Wertschätzung unseren Lebensmitteln gegenüber und das Bewusstsein darüber, wo sie herkommen und wie sie produziert werden zu steigern. 

 

 

 


 

Ziel der Öko-Modellregionen

Mit Hilfe der Öko-Modellregionen in Bayern sollen Projekte vorangebracht und verschiedene Fragen in Bezug auf den Ökolandbau geklärt werden:

  • Welche Maßnahmen helfen die steigende Nachfrage nach ökologisch produzierten Lebensmitteln stärker aus heimischer Produktion zu decken?
  • Wie kann der Verbraucher dafür sensibilisiert werden, daß regionale Kreisläufe und heimische Lebensmittel ein Gewinn sind?
  • Wie wird ökologische Landwirtschaft für Landwirte im Gemeindeverbund ein Musthave mit Perspektive?

In den Öko-Modellregionen wird eine große Bandbreite an unterschiedlichen Projekten umgesetzt. Es geht um Erzeugung und Verarbeitung, um Vermarktung und Gemeinschaftsverpflegung bis hin zur Bildungsprojekte. Manche der Regionen sind bereits Vorreiter im ökologischen Landbau, manche möchten sich erst noch etablieren.
Im Fokus steht dabei nicht die Ausweitung der Öko-Anbauflächen in Bayern, sondern die Verzahnung von ökologischer Erzeugung und Regionalität.
Durch die Öko-Modellregionen werden die Menschen motiviert, die aktiv und unternehmerisch sind und es anpacken und die Region auf diesem Gebiet voranbringen wollen. Es geht um ein gemeinsames voneinander und miteinander Lernen.

Wenn sich ein Gemeindeverbund erfolgreich als Öko-Modellregion beworben hat, bekommt er zur Umsetzung seiner Ideen vom Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten eine professionelle Projektbegleitung und eine 75 prozentige Übernahme der Projektkosten.
Die LVÖ steht insbesondere bei Fragen zur Vernetzung von Marktpartnern in der Wertschöpfungskette hilfreich beiseite.

 

Die Ökomodellregionen während der Bio-Erlebnistage entdecken

Viele Aktionen, die Veranstaltungen im Rahmen der Bio-Erlebnistage anbieten finden in den der Öko-Modellregionen statt. So kann man zum Beispiel in der Region Steinwald-Allianz Oberpfalz Cowboyreiten, Gewürz- und Heilpflanzen sehen, riechen und verkosten oder einen Kuhflüsterer auf einem Bio-Hof kennenlernen. In der Modellregion Nürnberg, Nürnberger Land, Roth gibt es Hoffeste, und -Führungen und eine Bio-Radtour durch die Region.

Ich freue mich schon darauf im September das eine oder andere auszuprobieren.

 

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